BELARUS NEWS AND ANALYSIS

DATE:

25/02/2006

Fur unabhangige Medien

EU finanziert Radioprogramm fur Wei?russland

Von Dieter Wulf

Seit Oktober vergangenen Jahres sendet die Deutsche Welle in ihrem russischen Radioprogramm taglich jeweils 15 Minuten spezielle Beitrage fur Wei?russland. Da die Bevolkerung dort fast nur noch uber staatlich gelenkte Medien informiert wird, entschloss sich die Europaische Union, dieses Programm auch finanziell zu unterstutzen. Anfang Marz geht ein zusatzliches, sehr viel umfangreicheres Radio. und Fernsehprogramm der EU auf Sendung.

Naturlich sei auch das Programm der Deutschen Welle sinnvoll, aber Kurzwelle hore eben auch in Wei?russland nur derjenige, der wirklich danach sucht, meint Harald Zulauf, Geschaftsfuhrer von Media Consulta. Die Medienagentur, die ab Anfang Marz im Auftrag der EU nun zusatzlich ein sehr viel umfangreicheres Radio- und Fernsehprogramm fur Wei?russland organisiert, setzt stattdessen auf sehr viel nutzerfreundlichere Programme.

"Kurzwelle, da haben sie immer dieses tolle schone Rauschen, was sich eigentlich freiwillig keiner anhort. Der einzige Vorteil von Kurzwelle: Es ist naturlich sehr gunstig in der Abstrahlung und sie konnen es auch in ganz Wei?russland erreichen. Das konnen wir durch unseren strategischen Partner Radio Baltic Waves allerdings auch und das in besserer Qualitat namlich in FM und in Mittelwelle, dadurch dass wir die Sendemasten rund um Wei?russland gestreut haben Litauen, Polen Ukraine, et cetera."

Um den Zugang zu unabhangigen Medien noch weiter zu starken, hatte die EU ein Programm uber zwei Millionen Euro ausgeschrieben, und die deutsche Medien- und Kommunikationsagentur Media Consulta erhielt Ende Januar den Zuschlag.

Pilotprogramme verraten so in etwa, wie das geplante Radioprogramm, das irgendwann Anfang Marz auf Sendung gehen soll, sich vermutlich anhoren wird. Mit der inhaltlichen journalistischen Umsetzung habe die Agentur allerdings so gut wie nichts zu tun, erklart Harald Zulauf. Die Verantwortung dafur liege bei Journalisten aus Wei?russland.

"European Radio for Belarus ist eine Initiative von NGOs, vor allem der unabhangige wei?russische Journalistenverband mit der Prasidentin Sara Letvina. Die hat vor zwei Jahren vom Europaparlament den Sacharowpreis erhalten fur Freiheit und unabhangigen Journalismus in Wei?russland."

Gleichzeitig ist pro Woche ein 30-minutiges Fernsehmagazin mit gleichem Namen geplant. Kooperationspartner hier ist das ZDF und der russische Auslandssender RTVI Russian Television International.

"Es ist ein Auslandssender der vor allem in erster Linie russischsprachige Zuschauer au?erhalb Russlands anspricht. Der Sender hat in Belarus den Vorteil, dass es der mit Abstand quotenreichste nichtwei?russische Fernsehsender ist, der uber Satellit abstrahlt, weil die Bedingung der EU fur dieses Projekt war, dass wir einen Fernsehsender rekrutieren der uber Satellit ausstrahlt und nicht terrestrisch."

Naturlich musse man damit rechnen, dass die Regierung Wei?russlands sehr negativ reagieren konnte. Alleine die wei?russischen Radiojournalisten, die demnachst von Warschau aus senden, seien sich zumindest bewusst, dass sie eventuell langerfristig damit rechnen mussen, nicht mehr in ihre Heimat einreisen zu konnen. Trotzdem wolle man mit diesen Programmen auf keinen Fall ein reines Anti-Lukaschenko-Programm produzieren, betont Harald Handel, der Pressesprecher der Europaischen Kommission in Berlin.

"Wir wollen uns mit unserem Programm nicht in die Innenpolitik einmischen, wir wollen ein Gegengewicht zu den staatlich gelenkten Medien schaffen. Wir wollen Pressefreiheit in dieses Land hinein tragen, aber wir wollen uns nicht in die politischen Gegebenheiten in Wei?russland direkt einmischen."

Aber naturlich ist das nichts anderes als die Beschreibung der Quadratur des Kreises. Unabhangige Medien in dieser Form in einem Land wie Wei?russland zu verbreiten, bedeutet naturlich eine innenpolitische Einmischung. Nur darf man das eben offiziell nicht so nennen, denn dazu bedarf es eines Beschlusses aller 25 EU-Mitgliedsstaaten. Dies genau aber fehle, kritisiert der Diplomat Hans Georg Wieck, der bis Ende 2001 die OSZE Mission in Wei?russland leitete und seit Jahren fur eine starkere Medienprasenz der EU gegenuber dem Lukaschenko-Regime pladiert.

"Da fehlt uns ein strategisches Konzept, und wenn man kein strategisches Konzept hat, macht man Einzelma?nahmen, auch wenn sie miteinander unverbunden sind."

Auch Cornelia Rabitz, die Leiterin der russischen Redaktion bei der Deutschen Welle, sieht das Defizit bei der EU in der bislang fehlenden Koordination der verschiedenen auf Wei?russland bezogenen Medienprojekte.

"Ich finde es sehr schade, dass diese vielen mehr oder minder wichtigen kleinen gro?en Initiativen nicht irgendwo zusammen gebunden werden konnten. Das ware mit Sicherheit eine Aufgabe von Brussel gewesen dass man dort eine Stelle installiert hatte, die die Medienprojekte evaluiert, die die Dinge zusammenbindet, zusammenfugt, koordiniert. Das ist leider nicht geschehen. Schade find ich e allemal, denn gemeinsam ist man in jedem Fall starker als wenn jeder alleine vor sich hin sendet."

Source:

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/marktundmedien/473611/

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